Damit nichts schief geht und man nicht erst auf die Herdplatte greifen muss, um zu verstehen, dass sie heiß ist, hier nun ein paar wichtige Hinweise und meine persönliche Meinung.
Die Kriterien einen Hund auszusuchen sind vielfältig und sehr individuell.
Ich wage zu behaupten, dass die Optik im Vordergrund steht und man sich davon leiten lässt….verständlicherweise, der eigene Hund soll einem gefallen,
schließlich guckt man die nächsten 10 bis 20 Jahre auf dieses Tier und es sollte einen nicht schütteln dabei 😉 .
Dann sollten aber unbedingt ein paar mehr Auswahlkriterien in die Entscheidung einfließen.
Bleiben wir zuerst noch bei weiteren Äußerlichkeiten.
Passt der Hund von der Größe und Anatomie in mein Leben?
Schafft der kurzbeinige Basset mindestens 3 mal täglich die Stufen in den vierten Stock?
Bekomme ich die 60kg Dogge in die Wohnung getragen, wenn sie im Alter nicht mehr gut zu Fuß ist?
Kann ich meinen 900g Teacup Chihuahua mit den Kindern zusammen lassen oder fährt bei nächster Gelegenheit eins mit dem Bobbycar drüber?
Verspricht der plattnäsige Mops wirklich ein guter Joggingbegleiter zu werden?
Habe ich Zeit und Lust mich täglich der Fellpflege meines Puschelhundes zu widmen?
Möchte eine 14-jährige Yorkshireterrierhündin ihren Lebensabend wirklich mit einem Labradorwelpen verbringen?
Bin ich körperlich einem vor Lebensfreude überschäumenden 40kg Junghund gewachsen?
Wenn man sich darüber klar geworden ist, sollte man sein Augenmerk auf die Wesenseingenschaften des zukünftigen, vierbeinigen Mitbewohners lenken:
Wofür wurde die Rasse gezüchtet? Was ist ihre Passion? Wie ist das Temperament?
Diese Eigenschaften machen das Wesen des Hundes aus und sind in seinen Genen verankert. Sie werden früher oder später zum Vorschein kommen und das Leben mit diesem Hund ausmachen.
Es ist unfair dem Hund gegenüber, diese verankerten Talente und Superkräfte nicht zu würdigen und ihm nicht die Gelegenheit zu bieten, sich dementsprechend auszuleben.
Ein Hund besteht nicht nur aus Hardware, da steckt auch eine Menge Software drin, die dem ein oder anderen Hundehalter später ein Bein stellt, wenn man damit nicht rechnet.
Es lohnt sich, die auserwählte Rasse mal näher kennen zu lernen und verschiedene Hunde im Alltag zu beobachten und die Besitzer dieser Rasse nach den Pros und Contras zu fragen. Diese Beobachtungen und Aussagen sollte man den eigenen Ansprüchen und Möglichkeiten gegenüber stellen und vernünftig abwägen, ob es wirklich ins eigene Leben passt und eine Bereicherung wäre.
Wenn man sich nun darüber bewusst wurde, wie der zukünftige Hund aussehen und sein soll, kann man sich auf die Suche machen und den Kauf planen.
Ebay-Kleinanzeigen würde ich komplett außen vor lassen, da tümmeln sich Vermehrer und Hundehändler und für Hundeanfänger mag es schwer sein, die schwarzen Schafe zu entlarven. Der neue Hund sollte auch kein Ebay-Schnäppchen sein, das gesparte Geld kann man oft leider zum Tierarzt oder zum Hundetrainer tragen.
„Hobbyzucht“, „Liebhaberzucht“ und „Welpen vom Bauernhof“ sind oft nur Überbegriffe für:
Mit wenig Einsatz schnelles Geld verdienen.
Da werden ununtersuchte Hunde verpaart, die dann in einer leeren Schweinebucht mehrmals jährlich der Bauernfamilie ein schönes Zubrot bescheren. Die Elterntiere sind meist auf keine der rassentypischen Erbkrankheiten untersucht und die Welpen werden auf nichts vorbereitet, was sie im neuen Zuhause erwarten wird.
Ein Bauernhofwelpe wird einen ganz schönen Schock kriegen, wenn er sich plötzlich in einer Großstadt wie Bochum wiederfindet und vermutlich schon beim Autofahren völlig überfordert sein. Dann doch bitte lieber einen Welpen vom Tierschutz, denn Zucht sollte bedeuten, dass gewissenhaft verpaart wird, um gesunde, langlebige, wesensfeste Hunde zu erschaffen.
Seriöse Zucht bedeutet auch, dass sich viel Arbeit gemacht wird, die Hundekinder bestmöglich auf die Zukunft als Familienhund vorzubereiten (Training zur Stubenreinheit, Konditionierung auf wichtige Signale, die Gewöhnung an Reize und Untergründe, Autofahren, Geschirr und Leine, bereichernder Kontakt zu Menschen, die Etablierung von Pflegemaßnahmen u.v.m.).
Vermehrer machen all das nicht (ausreichend). Die geben die Hunde frühstmöglich ab und dann gehts von vorne los mit der Vermehrung.
Ich unterscheide zwischen Vermehrern und Züchtern. Züchter sind einem Verband (z.B. VDH) angeschlossen, in dem geregelt wird, wie und wie oft verpaart werden darf und gewisse Untersuchungen zur Vorschrift gemacht wurden. Eine „liebevolle Familienzucht“ ist meist keinem Verband angeschlossen.
Um nochmal auf die Kleinanzeigen zurück zu kommen, da dort leider am häufigsten nach Hunden gesucht wird: Bitte googelt auch mal die Handynummern der Anbieter und oft staunt man nicht schlecht, dass unter dieser Nummer regelmäßig Welpen verschiedener Rassen angeboten werden.
Vom Toy-Aussie, über den Doodle bis zum Zwergpinscher haben diese Hundehändler alles im Angebot, was sich gut zu Geld machen lässt.
Im Webcache entdeckt man eine Masse von Anzeigen dieses Verkäufers und spätestens dann sollte jedem klar sein, dass man von solchen Händlern lieber die Finger lässt.
Ein seriöser Züchter ist Spezialist für „seine Rasse“, kennt sich bestens aus und züchtet mit dem Ziel „Qualität“ statt „Quantität“.
Er durchleuchtet die Käufer bis ins Mark um herauszufinden, ob man wirklich ein gutes Zuhause für den Welpen bieten kann.
Er kann beurteilen, ob das Wesen des Welpen zu den Käufern passt und bietet jederzeit an, den Hund zurück zu nehmen, wenn es nicht passt oder sich die Lebensumstände geändert haben. Er steht mit Rat und Tat zu Seite und pflegt Kontakt mit all seinen Käufern über Jahre hinweg. Oft haben sie Wartelisten und schon vor der Geburt, sind alle Welpen vergeben. Sie haben es nicht nötig in den Kleinanzeigen zu inserieren.
Diese Sorgfalt spiegelt sich natürlich im Kaufpreis nieder, was aber absolut gerechtfertigt ist.
Dann gibt es noch die Ups-Würfe. Da haben irgendwelche Menschen völlig vergessen, dass eine läufige Hündin von einem unkastrieren Rüden bestiegen werden kann und daraus dann Welpen entstehen können. :O Oder sie bemerken die Läufigkeit nicht und schauen weiterhin RTL2, während der Terrierrüde heftigst die Zwerspitzhündin anbalzt. In der Werbepause ist es dann meist schon zu spät.
Hoppla, dann nun schnell eine Anzeige auf Ebay schalten und die Babies an den Mann bringen.
Hier ist es toll beschrieben, deshalb verlinke ich einfach den Artikel: http://hundhoch3-blog.de/2016/04/25/ueber-ups-wuerfe/
Auch davon sollte man dringend Abstand nehmen und es nicht als Tierschutz bezeichnen, wenn man einen der Ups-Welpen „rettet“ (kauft!!).
Die Tierheime dieser Welt sind voll mit Hunden, die ein Zuhause suchen. Es gibt Welpen, Rassehunde, große, kleine, alte und junge Hunde. Ich würde immer empfehlen vor dem Kauf beim Züchter mal im Tierheim zu schauen und Hunde auf Pflegestellen zu besuchen.
Vielleicht muss es ja gar nicht der reinrassige Hund vom Züchter sein, sondern man findet alles, was man sich wünscht, auch in Form eines Tierschutzhundes.
Lasst euch bitte Zeit bei der Auswahl eures neuen Familienmitglieds und überstürzt es nicht.
Da mit Herz UND Verstand ran zu gehen, macht sich später bezahlt und man profitiert davon die nächsten Jahre.