Raufergruppen

Sind Raufergruppen sinnvoll?

Zum wiederholten Male wurde ich auf Raufergruppen angesprochen und somit möchte ich dazu mal Stellung nehmen. Raufergruppen sind Zusammenkünfte von Hunden mit innerartlichen Begegnungsschwierigkeiten unter Anleitung von Trainern. In der Regel haben die potentiellen „Schnapper“ Maulkörbe auf. Der Mensch schaut zu, wie die Hunde kommunizieren und wenn es knallt, wird eingegriffen, meist mit einer Gießkanne voll Wasser, die über die Hunde geschüttet wird. 

Ich bin davon kein Fan und würde sowas in der Form nicht anbieten, weil es die Hunde meiner Beobachtung nach überfordert, stresst und sie oft noch schlechtere Erfahrungen sammeln. Wenn man Hunde „sozialer“ machen möchte, sollte man sie nicht raufen lassen, denn das Verhalten gilt es nicht noch zu trainieren. Auch eine Korrektur eines starken Hundes, wird den eigenen Hund nicht heilen und ihm nicht verständlich machen, dass er bei Begegnungen entspannt bleiben kann. Diese Raufergruppen finden meist auf eingezäunten Flächen statt und die Hunde sind sehr aufeinander konzentriert, die Menschen stehen rum und schauen dem Treiben unbeteiligt zu. Ziel soll es sein, dass die Hunde durch diese Treffen lernen Konflikte auszutragen oder andere Hunde zu meiden, statt sich mit ihnen anzulegen.
Aus meiner Sicht ist beides nicht sinnvoll und nicht wirklich erfolgversprechend. Sozialverhalten lernt man von sozialen Hunden, denen man es aber nicht zumuten kann, als Rammbock solch einem Treffen beizuwohnen, denn sonst sind sie bald auch nicht mehr sozial.
Die Hunde sind in einer extrem angespannten Situation, ein einem eingezäunten Gelände mit einem Haufen Artgenossen, die ebenso gestresst sind von dem Zusammentreffen. Ausweichen ist nicht möglich, die Umgebung ist relativ unspannend und es gibt zu wenig Möglichkeiten, sich auf andere Dinge als die „Konkurrenten“ zu konzentrieren. Die Menschen stehen rum und sind keine Hilfe, schlimmstenfalls noch eine zu verteidigende Ressource. Die Hunde werden ins „offene Messer rennen gelassen“ und dann ggf. korrigiert, falls ihr Verhalten dem Menschen nicht gefällt.
Mein Vorgehen wäre so, dass man mit einer Gruppe spazieren geht und erstmal den Wohlfühlabstand einhält. Der Hund wird von seinem Menschen angeleitet und bekommt viel Zuspruch, für deeskalierendes Verhalten und soziale Gesten. Alle Hunde sollen sich wohl und sicher fühlen. Hunde müssen nicht frei im direkten Kontakt sein, um sich aneinander zu gewöhnen und sich kennenzulernen. Die sehen, hören und riechen alles auch aus weiter Entfernung und können zu einer Bewertung gelangen. Auf diese Bewertung kann der Mensch sehr gut Einfluss nehmen und sie zu einer guten werden lassen durch Zuspruch und Belohnungen. Die Entfernung wird reduziert, wenn die Hunde soweit sind und dann kann natürlich auch freier Kontakt stattfinden. Dazu gehört, dass man seinen Hund lesen kann und erkennt, wann er beginnt sich unwohl zu fühlen und ihm dann „aus der Patsche hilft“, damit er nicht aus Überforderung überreagiert. Besser man bleibt in Bewegung und befindet sich in einer spannenden Umgebung, die die Hunde dann gemeinsam erkunden können (Spaziergang im Wald / Feld). Auf den Social Walks machen wir genau das und die Erfolge der Hunde, die regelmäßig dabei sind, sind nicht zu übersehen.